Das Thema Digitalisierung trifft in unserem Fall auf eine Sozialverwaltung, die sich nicht erst seit der Coronapandemie im Umbruch befindet. Alle Verwaltungen beklagen den Fachkräftemangel und weisen auf die Schwierigkeit hin, dass in den kommenden Jahren viele Beschäftigte aus dem Erwerbsleben ausscheiden werden. Dabei entstehen Personalbedarfe, die so schnell nicht gedeckt werden können. Auf breiter Front fehlt es uns an digitalen Kompetenzen, IT-Fachleuten und Projektmanager+innen.
Vor diesem Hintergrund stellen die Verantwortlichen die einfache Frage: „Wer soll das denn umsetzen“? Das ist mehr als berechtigt und ebenso einfach zu beantworten: „WIR. Die Beschäftigten der Kommunalen Jobcenter in Hessen“!
Die Vorgehensweise externes Wissen einzukaufen, weil man die Bedarfe mit dem vorhandenem Know How nicht abdecken kann, ist ein notwendiges Übel zu einem sehr hohen Preis. Auch auf Bundesebene ist dieser Trend sichtbar und der Bundesrechnungshof hat daher zuletzt attestiert, dass es so nicht weiter gehen kann. Denn externe Beraterfirmen lindern zwar die Symptome helfen aber nicht bei der eigentlichen Ursachenbekämpfung.
Wir sehen bei der Arbeit in den Laboren, dass ein Paradigmenwechsel möglich und nötig ist. Uns mangelt es nicht an willigem Personal, vielmehr sind es die soften personellen und methodischen Kompetenzen im Bereich von Führung und digitalem Projektmanagement, aber auch im Bereich von Kommunikation und Selbstorganisation, die über Erfolg oder Misserfolg unseres Digitalisierungsprozesses entscheiden werden.
Und hier kommen die KJC-Hessen Inno-Labs ins Spiel. Unsere erfolgreichen digitalen Selbstlernzentren, aus denen bereits erste Digitalisierungserfolge wie der Corona Chatbot und die Erklärvideos hervorgegangen sind. Selbstständig erarbeitet und dem Bedarf der Auftraggeber+innen entsprechend umgesetzt. Eine Erfolgsgeschichte, die sich noch am Anfang befindet.
Jedem dieser Erfolge geht voraus, dass ein Beschäftigter bzw. eine Beschäftigte aus einer/ihrer normierten Arbeitsumgebung herausgetreten ist und sich aktiv auf den offenen Umgang mit Unsicherheiten und ständigen Veränderungen eingelassen hat. Ein andauernder Entwicklungsprozess, der im Kern daraus besteht, alte Gewohnheiten abzulegen und vorrangig in Möglichkeiten zu denken. Wir folgen dem „Was-wollen-wir-erreichen“ und finden das „Wie-wollen-wir-es-erreichen“ dabei heraus.
Bei diesem persönlichen Transformationsprozess geht es um Mut und den Glauben an die eigenen Fähigkeiten. Das positive Denken des „Ich kann das noch nicht“! Dabei geht es uns Beschäftigten nicht anders als den Führungskräften unserer Institutionen. Wir als Teilnehmende profitieren von diesem Mut und damit profitieren auch unsere Institutionen und die Bürgerinnen und Bürger, welche unsere digitalen Dienstleistungen in Anspruch nehmen.
Wir haben uns die notwendigen Basiskompetenzen erarbeitet, dabei die digitale Selbstorganisation und Kommunikationsfähigkeiten erlangt sowie technologiebasierte Problemlösekompetenzen in unseren Methodenkoffer mit aufgenommen. Digital Empowerment – Wir können das Alles lernen.
Jurist+innen, (integrierte) Sachbearbeiter+innen, Arbeitsvermittler+innen, Führungskräfte, Pädagog+innen. Alt und Jung. Männlich, weiblich, divers. Wir alle bringen Arbeits- und Privatwissen mit, dass für das Gelingen unserer interdisziplinären Teams innerhalb der Labore einer der entscheidenden Erfolgsfaktoren war und sein wird.
Daher kann ich den Führungskräften unserer kommunalen Jobcenter nur ans Herz legen:
- fördern Sie ihre Beschäftigten!
- Bieten Sie den Beschäftigten ihrer Institution die Möglichkeit sich digital weiterzubilden.
- Fördern Sie die digitale Fitness.
- Machen Sie breite und transparente Angebote, wie sich interessierte Beschäftigte an den digitalen Vorhaben wie dem Inno-Lab oder internen Projekten beteiligen können.
- Schaffen Sie positive Anreize für die Teilhabe am Digitalisierungsprozess.
- Machen Sie die Mitarbeit in solchen Projekten zu einer Kernaufgabe und nicht zu einer On-Top-Herausforderung der Teilnehmenden
- und verankern Sie das Thema Digitalisierung bei den monetären Anreizsystemen, wie der leistungsorientierten Bezahlung (LOB).
Das stärkt nicht nur die Arbeitgeberinnenattraktivität und wird bei der Personalgewinnung helfen. Es stärkt und erweitert auch unsere eigene Marke „Kommunales Jobcenter – Stark. Sozial. Digital. Vor Ort.“
Ob wir dabei, die in Zukunft sicherlich knapperen Steuermittel, an externe Firmen vergeben oder es in die eigene Personalentwicklung und -gewinnung investieren, wird sich zeigen. So oder so, wird uns der digitale Transformationsprozess nur durch eine vertrauensvolle und mutige Führung sowie viele engagierte Mitarbeitende (gerne auch in den Inno-Labs) gelingen.